Laufräder – die „Seele“ des Velos

Laufräder – die „Seele“ des Velos

Wenn vom Rahmenset i.d.R als „Herzstück“ im Sinne eines Velos gesprochen wird, dann bilden die Laufräder dessen eigentliche „Seele“ ab.

Keine andere Baugruppe beschreibt eine wesentlichere Auswirkung  auf die Charakteristik eines Fahrrades.

So spielen, im jeweilig abgestimmten Kontext des Nutzungsprofiles, passend gebaute Laufräder die Hauptrolle für ein dynamisches und gleichzeitig stets gut berechenbares Fahrverhalten.

Das Atelier hat sich seit seiner ersten Stunde durch den individualisierten Aufbau von Laufrädern einen Namen gemacht.

Diese Tätigkeit erfordert handwerkliches Geschick sowie Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichsten Werkstoffen.

Für fast jeden personalisierten Velo-Aufbau werden, unter Berücksichtigung der vom Nutzer definierten Rahmenbedingungen, die dementsprechend ausgelegten Laufrädern von Hand im Atelier angefertigt.

Ein Laufrad technischer Höhepunkt 2019 ist hier im Atelier entstanden. Mavic´s brand neue Open Pro Carbon wurde hier mit den zuvor vorgestellten Kappstein Naben auf ewig mit Sapim Strong u. D-Light Speichen verbunden.

Built with artisan Passion

Die Kunst des im Rahmen der gegebenen Umstände perfekten Laufradbau´s bewegt sich stets im Spannungsfeld zwischen einem möglichst geringen Gewicht bei einer gleichzeitig maximal möglichen Stabilität, sowie in der Erfüllung des monetär vereinbarten.

Dabei genügt es aus Sicht des Ateliers nicht, schlicht die üblichen Teile miteinander in Verbindung zu bringen – nein – es kommt auf die kleinen, aber in Bezug auf die Nachhaltigkeit und Stabilität maßgeblichen Details an :

 

  1. Absicherung der Speichenköpfe am Nabenflansch

Der klassische Speichenbruch findet meist am Bogen der Speiche statt.

Die Hauptursache hierfür ist zu viel Spiel zwischen dem Kopf der Speiche und dem Flansch der Nabe, sodass sich im Zuge von tausenden Lastwechseln dieser Bereich der Speiche „müde“ arbeitet.

Wie auf den Photos gut zu erkennen ist, wurden die Speichen zuvor mit speziellen Unterlegscheiben versehen.

Die hieraus entstehende Verkürzung des Abstandes von Speiche zu Nabe eliminiert jegliches Spiel zwischen den beiden Komponenten, was wiederum der Dauerhaltbarkeit der Speiche zu Gute kommt und einen Ermüdungsbruch weitestgehend ausschließt.

Dieser Arbeitsschritt ist recht filigran und kann somit nur von Hand erfolgen – ERGO – die Speichenköpfe mit der „Gold Kante “ sind ein klares Zeichen für Hand gebaute Laufräder.

 

2. Bei ungeösten Felgen den Speichen-Nippel gesondert Lagern

Felgen mit oder ohne Ösen ?

Diese Glaubensfrage bestimmt seit jeher die Debatte für eine optimale Verarbeitung des Felgenringes.

Nach über 20 Jahren Erfahrung im Bau von Laufrädern lässt sich von dieser Stelle eindeutig die Aussage treffen, dass Ösen bei Modellen mit einem geringen Preis eher in Risiko bzw. eine Sollbruchstelle darstellen.

So ist es kein Zufall, dass mit dem massenhaften Aufkommen geöster Felgen gegen Ende der 90-er Jahre auch die Automatisierung in Form von Einspeichmaschinen deutlich zunahm.

Die Öse erleichtert der Maschine das Einspeichen sowie das Spannen der Speiche.

Allerdings verursacht die Montage der Ösen im Felgenboden mehr oder weniger deutliche Verdichtungen sowie Einkerbungen im Material, was wiederum in einem sehr raschen Ausbrechen der Öse resultieren kann.

Hiermit soll jedoch nicht das Ösen von Felgen per se kritisiert werden, es gibt auch zahlreiche Hersteller bzw. Modelle, bei denen die Ösung sehr gut verarbeitet und somit in Bezug auf die Haltbarkeit unbedenklich ist.

Damit nun bei der Wahl einer Felge ohne Öse der Nippel nicht direkt mit dem Felgenboden in Kontakt kommt,  dies hätte ja schließlich wieder eine Materialverdichtung bzw. Kerbung zur Folge.

Vor allem bei Felgen aus Carbon, sind diese Scheiben absolut verpflichtend zu verwenden.

Gleiches gilt für den Nippelsitz in der Felge. Die Nippel werden hier nicht blank in die Felge gelegt. Vielmehr bewegen sie sich in einem speziellen Spacer, welcher an seinen inneren Kanten abgerundet ist. Somit kann sich der ebenfalls gerundete Nippel in einer Art Kugelpfanne entsprechend nach außen lenken.

Der belgische Speichen-Spezialist Sapim bietet aktuell das Beste Modell  in Form einer speziell geformten Unterlegscheibe, welche den Nippel in der Felge gesondert lagert und gleichzeitig die Druckfläche vergrößert, an.

Auch dieser Arbeitsschritt erfordert eine gute Fingerfertigkeit und wird somit – nach Wissen des Ateliers – noch von keinem automatisierten Einspeichungssystem beherrscht.

 

3.  Die Verbindung der Speichenkreutzungen für eine maximale Stabilität im Lastwechsel

Für den Touch des Ewiglichen wurden die Speichen aufwendig von Hand verwickelt und anschließend verlötet. Mehr Aufwand geht nicht.

Für den letzten ultimativen Schliff sorgt das Verwickeln & Verlöten der Speichenkreutzungen.

Mit dieser mechanischen Verbindung wird jeder Lastwechsel effizienter über das Speichenpaar abgewickelt, was sowohl der seitlichen Stabilität bzw. Steifigkeit als auch der Dauerhaltbarkeit für das gesamte Laufrad zuträglich ist.

Dieser letzte Arbeitsschritt ist eine meisterhafte handwerkliche Auszeichnung, da das Geschick für eine optimale Verwicklung der Speichen maßgeblich ist – ebenso der zeitliche Mehraufwand, welcher bei einem 36 Speichen Laufrad ca. eine Stunde beträgt.

 

                                                                        Fazit:

Von Hand gebaute Laufräder sind vor allem bei häufiger Nutzung stets die bessere Wahl / Investition.

Der Markt bietet eine Vielzahl an qualitativ hochwertigen Produkt -Lösungen für jedes in Frage kommende Bauteil ( Felge, Speiche, Nippel, Nabe ) .

Somit lässt sich durch eine kluge und mit viel Erfahrung gespickte Auswahl ein ganz besonderes Ensembles erschaffen – quasi Laufräder für´s Leben 😉  

The new art of velotism