Gates Zahnriemen

Das Atelier blickt mittlerweile auf sechs Jahre Erfahrung mit dem Gates Zahnriemen zurück.

Seit 2012 wurde eine dreistellige Zahl von Gates bestückten Velos auf die Strassen geschickt.

Hat sich das Versprechen von 20.000 Km Haltbarkeit für den Carbon verstärkten Zahnriemen wirklich bewahrheitet ?

Die klare Antwort lautet : Ja…  —>   ABER…

… es ist nicht der Zahnriemen, welcher als das schwache Glied in der „Kette“  auszumachen wäre…

… es sind die Riemenscheiben, welche bei einem zu hohen Grad an Verschleiß dem Riemen zu schaffen machen.


Besonderheit der Kombination von Rohloff mit Gates.

Wie hinlänglich bekannt ist, bietet die Rohloff Speedhub 14 Gang Nabe ein großes Spektrum an untersetzenden Gängen, lediglich die Gänge 12-14 bieten eine wirkliche Übersetzung.

Um diesem Fakt Rechnung zu tragen, wurde bei zahlreichen verkauften Rohloff Velos eine große Grundübersetzung von 55 Zähnen an der Kurbel, sowie die kleinst verfügbare Version mit 19 Zähnen an der Nabe gewählt.


Erster getauschter Rohloff-Gates Antrieb bei 24.873 Km :

Im November 2017 war es schließlich soweit, nach fast exakt vier Jahren täglicher Nutzung der Rohloff-Gates Kombination wurde der erste verschlissene Zahnriemen nebst Riemenscheiben bei knapp 25.000 Km im Atelier erneuert.

Die von Gates versprochene Haltbarkeit wurde also vollends erreicht.


Bei genauerer Betrachtung viel sofort der recht ungleichmäßige Verschleiß der Riemenscheiben auf.

In dieser krassen Form wurde das nicht erwartet, da der Verschleiß an der großen Scheibe aus Alu anfänglich deutlich höher eingeschätzt worden war.

Hier die große 55-er Alu Scheibe im Detail :

Wie gut zu erkennen ist, befinden sich die Zähne sowie deren Flanken in einem guten Zustand, der Stand des Verschleißes beträgt ca. 50 %.

Der Zustand der kleinen 19-er Scheibe aus Zitat Gates : “ robustem Edelstahl“ zeigt deutlich, welches Bauteil am meisten „gelitten“ hat :

Wie sich sehr gut erkennen lässt, sind die Zähne sowie deren Flanken stark verschlissen bzw. kaum noch strukturell vorhanden.

Die Flanken der Zähne sind derart scharf gefahren geworden, dass sie den Zahnriemen förmlich „massakriert“ haben :


Somit ließen sich im November 2017 folgende Schlüsse ziehen :

Die Belastung der kleinen angetriebenen Riemenscheibe auf der Nabe ist derart groß, dass der Vorteil des zäheren Werkstoffes lediglich ein vermeintlicher ist. Die 55-er Scheibe weist die knapp 2.9-fache Anzahl an Zähnen auf, somit kommt jeder Zahn deutlich seltener in den Eingriff.

Damit verhält es sich bei den Riemenscheiben identisch zu klassischen Kettenblättern, das Derivat mit dem größeren Durchmesser gewinnt klar in Puncto Haltbarkeit. Eine vielleicht etwas triviale Feststellung, jedoch konnte bis zu diesem Zeitpunkt der Reibungskoeffizient zwischen Riemen u. Riemenscheiben nicht so recht eingeschätzt werden.

Bei genauer Beobachtung sowie rechtzeitigem Tausch einer verschlissenen Riemenscheibe sollten sich also deutlich mehr, als die bislang festgestellten 25.000 Km mit einem Riemen realisieren lassen.


So wurden in den folgenden Monaten diverse Rohloff-Riemenscheiben auf Verschleiß geprüft und bei Bedarf frühzeitig erneuert.

Die jeweils neuen Scheiben arbeiteten dabei vom ersten Moment an perfekt mit den bereits 10.000 oder mehr Km gelaufenen Riemen zusammen. 

Hier zwei Beispiele :

Diese Scheibe wurde bei ca. 11.500 Km ersetzt. Der Verschleiß sowie die sprichwörtlich gut geschärften Flanken lassen sich sehr gut erkennen.  Eine Besonderheit dieser Scheibe liegt in der Kombination mit dem von Rohloff jüngst eingeführten „Splined Carrier“. Dieses Steck-System soll den Aufwand für die Montage vereinfachen.

Bei der Demontage dieser Riemenscheibe vom Carrier wurde ein deutlicher Verschleiß in Form von seitlichem Spiel der Scheibe in der Verzahnung des Carriers festgestellt.

Ob sich dieses Spiel vorab schon negativ auf die Haltbarkeit dieser Riemenscheibe niedergeschlagen hat, kann von dieser Stelle nur vermutet werden.

Rohloff hat bereits reagiert und bietet speziell für Gates Riemenscheiben einen Carrier mit Lock-Ring an.


Hier eine Gegenüberstellung einer Scheibe mit „Halbzeit“ sowie im Neuzustand :


Besonderheit der Kombination von Pinion mit Gates

Das Pinion Zentralgetriebe weist gegenüber der Rohloff eine vollständig gegenteilige Charakteristik in den gebotenen Übersetzungen auf.

Somit weisen Pinion Velos nahezu gleich große Riemenscheiben auf.

An der Kurbel kommen meist 39-er und am Hinterrad zumeist 32-er Riemenscheiben zum Einsatz.

Hier kann die hintere Scheibe aus Stahl ihren Vorteil des zäheren Werkstoffes vollends ausspielen.

Ein Beispiel einer verschlissenen 39-er Alu Scheibe, Vergleich alt gegen neu :


Es bleibt also festzuhalten, dass dem Gates Riemen bei zeitnahem Austausch annähernd verschlissener Riemenscheiben durchaus eine Laufleistung von 35T – 40.000 Km zugetraut werden kann.

Ob sich diese „These“ bewahrheiten wird ?

Das Atelier wird darüber sicherlich zu gegebener Zeit berichten.


Rechnet sich ein Zahnriemen-System am Velo überhaupt ?

Ein Rechenbeispiel zweier Rohloff-Velos.

Rohloff mit Kette u. Kettenspanner ( andernfalls müsste die Kette alle drei Wochen nachgespannt werden ! )

Die reinen Materialkosten incl. Montage für Ketten, Ritzel u. Kettenblätter beliefen sich binnen 25.000 Km auf ca.  € 500,-

Die Version mit Riemenantrieb kommt auf ca. € 375,- .

Hier ergibt sich bereits eine Differenz zugunsten des Gates Velos, notwendig erbrachter Zeitaufwand für An- / Abfahrten etc. zur Werkstatt gar nicht mitgerechnet.

Ginge man von der theoretisch maximal möglichen Laufleistung von 40.000 Km aus, so steigerte sich der Kostenvorteil ( unter Einbeziehung einer notwendig werdenden zweiten Riemenscheibe für die Rohloff  ) auf über € 300,- . 

Ein zweiter Vergleich zwischen einem Velo mit Shimano Alfine XI Getriebe gegen ein Derivat mit klassischer Kettenschaltung :

Hier wird bewusst auf ein Alfine Getriebe verwiesen, da sich dies im identischen Preisbereich einer gut komponierten 30-Gang Trekking Kettenschaltung auf Shimano Deore LX Niveau befindet.

Zudem bietet das Shimano Alfine XI Getriebe ein ausgewogenes „Destillat“ gewohnter Übersetzungen einer Kettenschaltung an.

Die Alfine XI Nabe bietet gegenüber der Rohloff deutlich längere Übersetzungen, nicht umsonst wird sie auch liebevoll als „sportive Dose“ bezeichnet.

Aufgrund dieser wesentlich höheren internen Übersetzung genügen hier eine 46-er Scheibe an der Kurbel, sowie eine 24 Zähne Version an der Nabe. Mit einem Faktor von 1.9 sind sich die Riemenscheiben von ihren Durchmessern somit naturgemäß näher, was sich positiv auf die zu erwartende Haltbarkeit der hinteren Riemenscheibe auswirken dürfte.

Bislang wurde im Atelier auch kein Gates Bauteil bei einem Alfine Velo erneuert, was sicherlich auch an nicht arg so hohen Kilometer Leistung per Anno liegen dürfte.

Legt man dennoch auch hier eine Fahrleistung von 25.000 Km zu Grunde, so würden in etwa folgende Kosten (Stand Nov.2017) entstehen:

Kettenschaltung

5 x haltbare Kette 225,-

3 x Kassette 150,-

4 x Kettenblatt  ( 2 x 36 u. 2 x 48 T ) 180,-

2 x Leitrollen Schaltwerk  30,-

Ketten Schmierstoff  40,-

Montage ( fünf Aufenthalte i.d. Werkstatt ) 250,-

Ergibt in Summe  € 875,-

Alfine XI-Gates Kombination

5 x Ölwechsel 100,-

1 x Riemenscheibe CDX 46 Zähne 95,-

1 x Riemenscheibe CDX 24 Zähne 85,-

1 x Zahnriemen CDX 85,-

Montage ( 4 x Ölwechsel ,1 x große Wartung) 125,-

Ergibt in Summe  € 540,-


Je länger bzw. je intensiver man sein Velo nutzt, desto eher bzw. mehr Spart man bei der Nutzung eines Gates Zahnriemens.

The new art of velotism